Konfliktmanagement – Welche Phasen durchlaufen Konflikte?
Wie eskaliert ein Konflikt? Ein Konflikt durchläuft einen Eskalationsprozess. Dabei eskaliert er aber nicht unmerklich, er springt von einer Stufe zur nächsten. Während der Prozessstufen, die er durchläuft, wird er zunehmend umfangreicher und intensiver.
Man spricht von 9 Eskalationsstufen (Phasenmodell von F. Glasl):
1. Stufe: Verhärtung
Diese Stufe unterscheidet sich kaum von den gelegentlichen Spannungen und „Reibereien“ in den alltäglichen Situationen im Berufs- und Privatleben.
- – Standpunkte prallen aufeinander
- – zeitweilige Verkrampfung
– noch keine starren Parteien
Die Schwelle zur nächsten Stufe wird überschritten, wenn die Konfliktbetroffenen sich nicht mehr als gleichberechtigte Partner sehen.
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2. Stufe: Debatten und Polarisation
Eine harte verbale Konfrontation wird nicht mehr gescheut. Das Gesprächsklima verschlechtert sich.
– Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Konfliktpartei wird gestärkt
– Schwarz-weiß-Denken
Sobald sich die Parteien das gegenseitige Recht auf Erwiderung und Rechtfertigung nicht mehr zugestehen, eskaliert der Konflikt in die 3. Stufe.
3. Stufe: Tätlichkeiten / Taten statt Worte
Der Schwerpunkt der Kommunikation verlagert sich von der sprachlichen auf die nichtsprachliche (non-verbale) Kommunikation. Da diese mehrdeutiger ist, treten mehr Missverständnisse auf.
– Gefahr von Fehlinterpretationen
– Misstrauen
Diese Stufe wird überschritten, wenn die Parteien die allgemeine Basis für die Konfliktlösung verlieren. Es geht nur noch um Gewinnen oder Verlieren.
Bei den Stufen 1 bis 3 können noch beide Parteien gewinnen.
4. Stufe: Images und Koalitionen
Jede Seite versucht, die eigene Position zu sichern und sich von der anderen Seite nicht unterkriegen zu lassen.
– Gerüchte steuern
– Werben um Anhänger
5. Stufe: Gesichtsverlust
Es wird versucht, die andere Partei in eine Situation zu manövrieren, in der sie sich in den Augen der Öffentlichkeit selbst entlarvt und damit das Gesicht verliert. Der Gesichtsverlust des Gegners wird als „Aha-Erlebnis“, quasi als Enthüllung des Gegners wahrgenommen. Gesichtsverlust bedeutet die Vernichtung der Identität. Die Parteien sind daher bereit Opfer zu bringen, um das Gesicht wieder zu erlangen (Rehabilitation).
– rückwirkende Interpretation der Geschehnisse
– Ausstoßen und Isolation
Drohungen kennzeichnen den Übergang in die 6. Stufe.
6. Stufe: Drohstrategien
Die Bereitschaft der Parteien zur Gewalt nimmt erheblich zu. Beide Seiten greifen zu Drohungen, um den anderen zu beeinflussen.
– Spiel mit Gefühlen der Angst
– Stellen von Ultimaten
– Drohung und Gegendrohung
Stufen 4 bis 6: es kann nur einer gewinnen
7. Stufe: (Begrenzte) Vernichtungsschläge
Die Parteien neigen jetzt dazu, einander alles zuzutrauen. Eine Konfliktlösung bei Bestehenbleiben des „Feindes“ ist nicht mehr vorstellbar. Der Schaden, den die andere Partei erleidet, wird als eigener Gewinn gebucht. Die Werte drehen sich um.
– Umkehren der Werte ins Gegenteil: relativ kleinerer eigener Schaden = Gewinn
– Gegner muss in seiner Existenz angeschlagen werden
8. Stufe: Zersplitterung
In dieser Stufe werden die Versuche, den Gegner zu vernichten, immer stärker. Die Parteien sind bereit, auch größten eigenen Schaden in Kauf zu nehmen. Der Schaden des anderen muss nur größer sein.
– Lähmen des feindlichen Systems.
Ein Konflikt der soweit eskaliert ist, kann kaum noch wirksam begrenzt werden.
9. Stufe: Gemeinsam in den Abgrund
Für die Parteien erscheint eine Umkehr mit viel höheren Kosten verbunden als eine totale Vernichtung und Selbstvernichtung. Die Parteien führen einen Vernichtungskrieg gegen ihr komplettes Umfeld.
Es gilt den Konfliktgegner mit in den Abgrund zu reißen.
Stufen 7 bis 9: beide Parteien sind Verlierer.
Vor jedem Konfliktschritt kann man eine Schwelle erleben, die zur Besinnung, zum Innehalten oder zur Umkehr aufruft. Ein Konflikt der nicht behandelt wird, eskaliert automatisch. Bestimmte Basismechanismen sorgen für die entsprechende Dynamik.
Zur Autorin: Regina Mühlich ist Inhaberin des Beratungsunternehmens AdOrga Solutions. Die Managementberatung berät und unterstützt klein- und mittelständische Unternehmen aller Branchen. Die Schwerpunkte sind Datenschutz, Compliance, Qualitätsmanagement, Prozessoptimierung und Projektmanagement. Regina Mühlich ist Dozentin an der Hochschule Furtwangen, TÜV Akademie Rheinland sowie Handwerkskammer München. Lesen Sie auf bookboon.com ihr eBook “Zeitmanagement – nicht nur für Golfer“.
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