Business-Coaching verstehen und optimal einsetzen
Coaching – wie es hier verstanden wird – bewegt sich in den Bereichen prozessorientierter Fachberatung und prozessorientierter Persönlichkeitsberatung. Coaching ist eine Sonderform der Beratung ohne Ratschlag. Im Folgenden geht Coach Klaus Grieblinger näher auf eine besondere Form des Coachings ein: das so genannte Business-Coaching. Tauchen Sie ein in die Welt des Coachings!
Was ist Coaching
„Coaching lehrt nicht – sondern hilft dem Klienten zu erkennen, sich zu bewegen, zu lernen. Als Mittel der Wahl steht die wohlgeformte, meist offene Frage im Mittelpunkt. Aus den Antworten sollen so Erkenntnis und Veränderung entstehen oder unterstützt werden.“ (Klaus Grieblinger 1999)
Coaching ist eine Fertigkeit, die von Grund auf verstanden werden muss und daher eine gründliche Ausbildung und viel Übung erfordert. Dann ist es eine erstaunliche Hilfe, die bereits in relativ kurzer Zeit das Potential eines Menschen freisetzt, damit er seine eigenen Abläufe optimieren kann. Der Coach unterstützt dabei den Klienten, genauer hinzusehen und zu beobachten. Aus dem neu gewonnenen Verständnis heraus sieht der Klient wieder „klarer“ und findet die Lösungen und Wege großteils von selbst. (Klaus Grieblinger 2005)
Business-Coaching
Im Business-Coaching ist die Zielgruppe klar auf den Geschäftsbereich definiert. Es werden Führungskräfte, Manager, Unternehmer, Selbstständige, Experten und Mitarbeiter mit Coaching begleitet. Daher ist der Anlass in der Regel ebenfalls im Business-Kontext zu finden. Aber der Mensch ist im Beruf und Privaten immer eine Einheit (nicht trennbar) und so spielt durchaus auch die Gestaltung privater Themen eine mehr oder minder große Rolle.
Business-Coaching wendet sich nur an den handlungsfähigen gesunden Menschen. So sind Themen wie psychische Krankheiten, klinischer Burnout, Medikamenten- und Drogenmissbrauch, Alkoholsucht oder ähnliches vorher zu klären und der Klient ggf. an Spezialisten weiterzuleiten.
Der Ausgangspunkt macht den Unterschied
Nach vielen eigenen Erfahrungen mit Klienten und den Erfahrungen meiner Kollegen wird schon vor dem Coachingstart viel von Art und Wirksamkeit des Coachings bestimmt. Im Coaching brauchen wir, mehr noch als bei anderen Beratungsformen, die Eigeninitiative und innere Motivation des Klienten.
Es macht einen deutlichen Unterschied aus, ob man sich für ein Coaching aktiv bewerben oder dafür bezahlen muss oder ob Dritte einem das Coaching vorschlagen oder nahelegen. Dies trifft sowohl für den privaten Bereich als auch in gleicher Weise für den Businessbereich zu.
Deshalb ist die in der Literatur noch kaum bekannte Aufteilung in selbst- und fremdinitiiertes Coaching sehr wichtig.
Selbstinitiiertes Coaching
- Proaktive Weiterentwicklung:
Darunter kann verstanden werden, dass der Klient weiß, wie gut es ist, sich laufend weiter zu entwickeln – auch wenn trotz kleinerer und größerer Herausforderungen kein akuter Handlungsbedarf ansteht. Für das Coaching bedeutet es, dass es kein drängendes über Allem stehendes Thema gibt. Im Vorgespräch werden die Aufgabenfelder geklärt und können nach und nach bearbeitet werden. Die Aufmerksamkeit des Klienten ist sehr hoch, da große Neugier und Offenheit besteht, ein Veränderungsdruck aber nicht da ist. Kommt dann doch mal ein akutes Thema auf, dann wird dieses angegangen. Im Business-Coaching finden sich bei der proaktiven Begleitung meist folgende Themenbereiche: Führung, Projekt, Kommunikation, Präsentation, Rolle, Karriere, Persönlichkeit, Positionierung, u.a.
- Businessbegleitung:
Aktuelle Themen des Business-Alltags und Business- beziehungsweise Unternehmensfragen. Da die Anforderungen im Arbeitsumfeld laufend steigen, ist es ratsam Themen bereits beim Entstehen aufzugreifen und nicht erst wenn ein schwerwiegendes Problem besteht. Ein gutes Mittel der Wahl ist die kontinuierliche Begleitung durch Coaching. Alle 2 – 8 Wochen können dann in einer Sitzung alle offenen Fragen beleuchtet werden.
- Krise/Stagnation:
Kritische Situationen, Überforderung, Notfälle, Engpässe.
Der dritte Hauptgrund für ein selbstinitiiertes Coaching ist ein akuter dringender Bedarf auf Grund eines größeren Problems. Dabei sind Themen wie Probleme mit Mitarbeitern, schwierigen Projekten oder Kunden, Produktionsproblemen ua ebenso Inhalt im Coaching wie dauerhafte Überforderung oder Stagnation. Im Gegensatz zu den beiden zuvor genannten Hauptgründen besteht hier meist ein erheblicher Druck, die Situation zu bereinigen. Das kann teils hilfreich sein, aber auch eine Lösung behindern.
Fremdinitiiertes Coaching
Bei fremdinitiiertem Coaching besteht die Gefahr, dass die primäre Motivation für das Coaching nicht der Veränderungs- oder Entwicklungswille ist, sondern das „Befolgen“ oder der Gedanke „So wie es ist, darf es nicht bleiben“. Der Coaching-Klient (der Mitarbeiter) macht das Coaching in erster Linie, um den Erwartungen von Dritten zu entsprechen. Dies sind in der Regel die Führungskraft, die Personalentwicklung (PE) oder andere (Kollegen, Firmenleitung…). Deren Gründe können von einer gutgemeinten proaktiven Unterstützung bis zu einer Art Warnung als „letzte Maßnahme“ reichen.
Je nachdem ist die Positionierung des Instruments Coaching im Unternehmen beträchtlich. Das reicht von der Gewissheit eines „guten Gelingens“ über „der schafft es nicht alleine“ bis hin zu einer weitergehenden Stigmatisierung des Mitarbeiters, der eine „letzte Chance“ gekommt.
Dadurch bekommt das „gut gemeinte“ Coaching einen schalen Beigeschmack. Coaching als PE-Instrument kann dadurch stark an Attraktivität verlieren. Statt die Motivation im Coaching zu erhöhen sinkt diese teils bis zu einem inneren Widerstand ab. Folge ist, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis sehr viel niedriger ist, als es sein könnte.
Weitere Informationen rund ums Coaching finden Sie in Grieblingers kostenlosem eBook „Der Business-Coaching Kompass“.