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Führung und Gesundheit – ein Widerspruch?

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Dieser Artikel wurde geschrieben vom Autor des kostenlosen eBooks „Projektmanagement“

Zahlreiche Studien belegen, dass die Zahl an Arbeitsausfällen durch psychische Erkrankungen in Deutschland drastisch zunimmt. Erschwerend kommt hinzu, dass das Arbeitspensum der Arbeitnehmer nicht ab, sondern aus Gründen wie dem Fachkräftemangel eher zunimmt. Welche Konsequenzen Führungskräfte aus diesen und weiteren Entwicklungen ziehen sollten, erklärt Ihnen Führungskräftecoach Reinhard Hradetzky im folgenden Beitrag.

Analyse der Krankenkassen

Wenn man Untersuchungen der Krankenkassen ernst nimmt, ist die Antwort auf die Frage in dieser Überschrift eindeutig JA! Die AOK hat die Arbeitsunfähigkeitsmeldungen ausgewertet.

Das Ergebnis:

  • Auf Platz 1 liegen Skeletterkrankungen,
  • auf Platz 3 psychische Erkrankungen.

In Untersuchungen der TK wurde der Frage nachgegangen, warum Mitarbeiter krank werden, was ihre subjektiven Gründer/Ursachen sind.

Ergebnis:

  • zu hohes Arbeitspensum
  • Mitarbeiter fühlen sich nicht beteiligt an der Entwicklung ihres Arbeitsumfeldes
  • Mitarbeiter erhalten kein Feedback über ihre Leistungen
  • Die Art und Weise der Kommunikation zwischen Führung und Mitarbeitern bzw. unter Mitarbeitern ist mangelhaft
  • Mobbing durch Kollegen und auch durch Führungskräfte

Aus eigener Erfahrung möchte ich hinzufügen, dass Mitarbeitern oftmals der Sinn ihrer Arbeit nicht klar ist, bzw. er in der immer arbeitsteiligeren und immer schnelleren Arbeitswelt verloren gegangen ist.

TÜV Nord-Zertifizierung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements

Der TÜV Nord hat in Vorbereitung einer neuen Norm zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement in Zusammenarbeit mit den internationalen Gremien der ISO einen Kriterienkatalog entwickelt als Voraussetzung für eine Zertifizierung des BGM eines Unternehmens. Dieser Kriterienkatalog liest sich wie eine Antwort auf die Analyseergebnisse der Krankenkassen:

  • Qualifizierungsmaßnahmen für Führungskräfte
  • Systematische Personalentwicklung (u.a. Mitarbeiterentwicklungspläne)
  • Systematische Erhebung von Arbeitszufriedenheit und Zufriedenheit mit der Führung
  • Qualität der Führung als Bestandteil der Führungskräfte-Beurteilung und –Entwicklung
  • Allgemein: mitarbeiterorientierte Führung (z.B. der individuellen Leistungsfähigkeit angemessene Arbeitsaufträge)

Einfluss des Demografiewandels

In vielen Branchen bzw. konkreten Einzelunternehmen kann derzeit schon festgestellt werden, dass Umsatzerwartungen nicht realisiert werden können, weil Fachkräfte fehlen. Daher wird zunehmend auf ältere und erfahrene Mitarbeiter zurückgegriffen, die eigentlich ihre Rentenzeit bereits vor Augen haben, teilweise auch schon erreicht haben. Zusätzlich müssen vermehrt ausländische Arbeitnehmer rekrutiert werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Das hat Auswirkungen:

  • Arbeitsprozesse müssen verändert werden, damit die vorhandene Leistungsfähigkeit älterer Mitarbeiter sinnvoll genutzt und erhalten werden kann. Reine Körperkraft lässt nach, die Konzentration über einen längeren Zeitraum wird geringer.
  • Das führt zu der Notwendigkeit, neue Arbeitszeitmodelle zu entwickeln.
  • Die Anforderung an die Führung von Arbeitsteams nimmt deutlich zu. Es arbeiten mehr ältere mit jungen Mitarbeitern zusammen, interkulturelle Unterschiede müssen integriert werden.
  • Nicht zuletzt müssen die älteren Mitarbeiter überhaupt erst einmal motiviert werden, länger als geplant weiter zu arbeiten.
  • Insgesamt wandelt sich der Arbeitsmarkt zu einem Arbeitnehmermarkt. Unternehmen müssen erkennbar attraktiv sein für die Menschen, damit die Unternehmen die besten Köpfe auch für sich gewinnen können. Das gilt für alle, für junge, für alte und für ausländische Arbeitnehmer.

Konsequenzen für die Führung 

Meines Erachtens müssen die Konsequenzen radikal sein. Das Führungsinstrument Gehaltserhöhung ist schon vor langer Zeit als Motivator ausgefallen. Länger als drei Monate wirkt sie nicht. Der stärkste und vor allem anhaltende Motivator ist der Sinn der eigenen Arbeit. Der Mensch hat die Fähigkeit und das tiefe Bedürfnis nach Sinn- und Werteorientierung (nach Victor Frankl). Erst wenn ich gemäß meiner eigenen Werte leben und arbeiten kann, erlebe ich Sinn in meinem Leben. Und dieses Streben nach Sinn treibt den Menschen an, macht ihn damit zu einem entscheiden Werttreiber für nachhaltigen Erfolg von Unternehmen (Anna Maria Pircher-Friedrich). Die materiellen Werte in Form von betriebswirtschaftlichen Resultaten sind immer nur Folge sinnvollen Führens und Handelns.

Diese Erkenntnis zieht nun die notwendigen radikalen Veränderungen nach sich. Führung muss einen Ausgleich, idealerweise sogar Gleichklang der Werte des Unternehmens und der Mitarbeiter herbeiführen. Das heißt allerdings auch, nicht jeder Mitarbeiter passt in jedes Unternehmen.

Aber es ist eine lohnende, auch betriebswirtschaftlich erfolgversprechende Aufgabe, einen Gleichklang der Werte der Beschäftigten mit denen des Unternehmens zu erzeugen. Der Benefit liegt in hoher Motivation, damit Bindung von Mitarbeitern an das Unternehmen und nachhaltig dem Erhalt der Gesundheit und der Leistungsfähigkeit. So ganz nebenbei stellt meines Erachtens hohe Motivation auch ein bemerkenswertes Rationalisierungspotential dar, das nach meiner Überzeugung technische Rationalisierungsaspekte deutlich übertrifft. Im Endergebnis ist das Unternehmen in einer deutlich besseren Wettbewerbsposition gegenüber den Mitbewerbern und die Mitarbeiter erleben eine sinnerfüllte Arbeit – also eine Win-Win- Situation.

LOGOS-Coaching – ein Beispiel für sinnorientierte Arbeit (logos: der Sinn)

Um Mitarbeiter in die Unternehmensentwicklung einzubinden und gemeinsam Wertvorstellungen und damit Sinn in der Arbeit zu entwickeln, haben wir in einem Unternehmen in allen Führungsebenen über einen längeren Zeitraum (ca. ein halbes Jahr) regelmäßig alle 14 Tage Workshops durchgeführt. Je nach aktueller Situation wurde dabei Fachinput des Coaches zu einem Führungsthema vorgetragen oder ein klassisches Gruppencoaching durchgeführt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich dabei ein gemeinsames Werteverständnis über die Führungsphilosophie und konkret die Art zu führen und ein gemeinsames Verständ­nis hinsichtlich der Arbeitsprozesse. Mehr erfahren Sie auf unserer Website: www.logos-hamburg.de.

Der Autor dieses Artikels Reinhard Hradetzky hat für bookboon.com ein eBook zum Thema Projektmanagement verfasst. Dieses Buch können Sie gleich hier kostenlos herunterladen und einen Einblick in die Welt des Projektmanagements gewinnen.

Projektmanagement“ – Gratis Download