Das Vorstellungsgespräch: Wie bereite ich mich vor und was ziehe ich an?
Sie haben einen Termin für ein Vorstellungsgespräch? Glückwunsch, dann sind Sie eine Runde weiter im Bewerbungsmarathon und haben sich bereits gegen viele Mitbewerber erfolgreich durchgesetzt. Ihr fachliches Profil und die Art Ihrer Bewerbung haben den Personaler überzeugt – nun gilt es, sich zu beweisen.
Eine gute inhaltliche und mentale Vorbereitung auf das bevorstehende Bewerbungsgespräch wird Ihnen helfen, sich überzeugend zu präsentieren. Hilfreiche Tipps für die Unternehmensrecherche und das passende Outfit stellt Ihnen die Personalmanagerin Sabine Neumaier in diesem Beitrag vor. Holen Sie das Beste aus Ihrem Vorstellungsgespräch heraus.
Die Unternehmensrecherche
Eine umfassende Recherche ist unerlässlich. Sammeln Sie Informationen über das Unternehmen und sein Umfeld, studieren Sie den Internetauftritt und lassen Sie Google nach den gängigen Keywords, der Branche oder aktuellen Pressemitteilungen suchen. Viele Unternehmen sind auch bei Facebook aktiv – schauen Sie sich auch diese Seiten in Ruhe an. Nehmen Sie ruhig Kontakt mit der PR-Abteilung auf und lassen Sie sich Bewerberinformationen, Unternehmensbroschüren oder Geschäftsberichte zuschicken.
Haptische Informationen prägen sich schneller ein. All diese Informationen sind ganz wichtig für die klassische Frage: „Bevor wir tiefer ins Gespräch einsteigen, sagen Sie mir doch bitte einmal, was Sie bereits über unser Unternehmen wissen“.
Dabei sollten Ihnen zumindest die Eckdaten, wie die Gesellschaftsform, das Produktportfolio, die Produkt- und Unternehmensentwicklung, das Alleinstellungsmerkmal, die Anzahl der Mitarbeiter oder die Branchenpositionierung und die größten Wettbewerber geläufig sein. Je nach Position sollten Sie auch betriebswirtschaftliche Kennzahlen, wie Umsatzentwicklung, Filialkultur, Aktienkurs oder die Firmenkultur kennen.
Das Outfit und der Auftritt
Den Dresscode kann man manchmal bereits auf der Internetseite eines Unternehmens erkennen. Natürlich hängt die Wahl des Outfits ganz stark von der entsprechenden Position und von dem Unternehmen ab, bei dem man sich bewirbt. Faustregel: Je konservativer das Unternehmen, desto konservativer die Kleidung und in einem Job mit direktem Kundenkontakt spielt der Dresscode eine größere Rolle, als wenn man nur im Hintergrund arbeitet.
- Ein Auszubildender oder Berufsanfänger für gewerbliche Berufe sollte nicht gerade in Jeans und T-Shirt erscheinen. Ein Anzug wäre overdressed, aber ein Oberhemd oder Polo-Shirt ist in fast jedem Kleiderschrank zu finden. Dass man kein Baseballcape auf dem Kopf oder auffälligen Schmuck bzw. Piercings trägt, sollte selbstverständlich sein.
- Bei Arbeitern darf es ein wenig „rustikaler“ sein, die Hände und Fingernägel sollten aber immer gepflegt erscheinen.
- Bei Angestellten sind Anzug/Kostüm immer gut zu empfehlen, ansonsten eine passende Kombination. Bitte wählen Sie keine grellen Farben oder zu viele Muster, das lenkt von Ihrer Person ab und ist Geschmackssache.
- Führungskräfte nahezu jeder Branche repräsentieren das Unternehmen und tragen Hosenanzug bzw. Kostüm. Professionell und klassisch in Dunkelblau oder Anthrazit, dezenter Schlips und weißes Hemd mit Manschettenknöpfen. Und vergessen Sie bitte nicht die Schuhe. Guten Geschmack und Stil erkennt man an den Schuhen…
- Niemals aufdringliches Make-up, zu starkes Parfum, zu viel Schmuck. Ein „zu viel“ sollten Sie immer (eigentlich in jeder Situation) meiden.
- Immer noch unsicher? Dann wählen Sie das Outfit, das Sie auch auf Ihrem Bewerbungsfoto tragen. Legen Sie sich Ihre Kleidung am Abend vor dem Vorstellungsgespräch bereit und schon vermeiden Sie einen Stressfaktor vor dem Gespräch.
Wie wichtig ist der berühmte erste Eindruck?
Für eine erfolgreiche Selbstpräsentation ist es wichtig, dass Sie sich in der gewählten Kleidung wohl fühlen, denn nur dann agieren Sie sicher, gehen leichter auf Ihre Mitmenschen zu und strahlen Kompetenz aus.
Murray Barrick von der A & M Texas University und seine Kollegen haben im Rahmen einer Studie herausgefunden, dass sich bereits in den ersten Minuten der Kennenlernphase, also noch vor dem eigentlichen Interview, entscheidet, welcher Bewerber später für kompetent gehalten wird und den Job bekommt.
Im Journal of Applied Psychology dokumentierten sie ausführliche Fake-Interviews mit 189 Studenten, von denen die meisten später echte Bewerbungsgespräche für ein Praktikum bei einem der vier großen Wirtschaftsprüfungsunternehmen hatten (Deloitte, Ernst & Young, KPMG und PricewaterhouseCoopers). Sie wollten untersuchen, ob die Beurteilungen der Interviewer direkt nach einer kurzen Intitialphase eines Bewerbungsgespräches trivial sind oder ob sie etwas über die berufliche Kompetenz des Bewerbers aussagen.
Vor diesen Fake-Interviews gab es eine kurze Kennenlernphase von zwei bis drei Minuten, in denen Bewerber und Interviewer lächeln und sich beschnuppern konnten. Erstaunlich war, dass die Interviewer bereits nach diesen drei Minuten eine Vorstellung von der Kompetenz des Bewerbers hatten. Sogar die Scores der Interviews, die die vier Unternehmen unabhängig durchführten, ließen sich mit der Fähigkeitseinschätzung aus den ersten drei Minuten vorhersagen.
Fazit
Wer beim Auftakt einen guten Eindruck hinterließ, bekam mit größerer Wahrscheinlichkeit den begehrten Praktikumsplatz. Später werteten Murray Barrick und seine Kollegen Jonathan Shaffer und Sandra DeGrassi den Zusammenhang in einer Metaanalyse aus und untersuchten die Strategie, den Interviewer in einem unstrukturierten Bewerbungsgespräch anzulächeln. Dabei bündelten sie die einzelnen Taktiken zu drei Kategorien:
- Erscheinungsbild (physische Erscheinung, wie gepflegtes Äußeres, angemessenes Outfit und persönliche Hygiene)
- Impression Management (Informationen, die der Bewerber ganz gezielt einsetzt, um sich selber besser darzustellen oder dem Interviewer zu schmeicheln)
- Sonstiges Verhalten (verbale und nonverbale Taktiken, wie Redefluss und -sicherheit, Abstand zum Gesprächspartner sowie nonverbales Verhalten wie Lächeln, Augenkontakt, Nicken, Gesten)
Am stärksten beeinflusste das Erscheinungsbild die Interviewbewertung, gefolgt vom Impression Management. Das Ergebnis ist natürlich ein Plädoyer für strukturierte Interviews und einer schnellen Identifikation von Selbstpräsentationstendenzen.
Dennoch werden zahlreiche Interviews, insbesondere bei mittelständischen oder personengeführten Unternehmen, auch heute noch unstrukturiert durchgeführt und dann hat ein positives Erscheinungsbild durchaus gute Chancen auf eine vorteilhafte Bewerbung, die über einen anderen Malus hinweg sehen lässt.
Sollten Sie sich noch gründlicher auf das Vorstellungsgespräch vorbereiten wollen, können Sie gleich hier Neumaiers gratis eBook „Das erfolgreiche Vorstellungsgespräch“ herunterladen.