mediation

Wo gehobelt wird, fallen Späne und wo Menschen eines Unternehmens miteinander arbeiten, gibt es ab und zu Meinungsverschiedenheiten und Reibereien. Das an sich ist also kein Anlass zur Sorge, doch wenn solche Konflikte außer Kontrolle geraten oder lange anhalten, kann dies die Unternehmensatmosphäre nachhaltig schädigen. 

 
Daher ist es wichtig, Konfliktfälle nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern Mitarbeitern und Teams dabei zu helfen, sie gemeinsam zu überwinden. Dafür gibt es unterschiedliche Ansätze – wir möchten hier eine im Unternehmenskontext als besonders wirkungsvoll anerkannte Methode vorstellen: die Mediation. In diesem ersten Part unseres Zweiteilers erfahren Sie alles zu den Merkmalen, Zielen und Grundsätzen dieses Ansatzes.

 

Die Hauptmerkmale von Mediation

Die wichtigsten Merkmale von Mediation werden dann besonders deutlich, wenn  man sie mit einer Form der Konfliktlösung vergleicht, das unterschiedlicher nicht sein könnte: das Gerichtsverfahren. Dies sind die jeweiligen Kennzeichen im Direktvergleich:

 

Merkmale von Gerichtsverfahren:

  • Sie sind formal und von klar festgelegten Regeln und Abläufen geprägt.
  • Entscheidungen liegen in der Hand des Richters, auf der Grundlage von Gesetzen und Richtlinien.
  • Sie beschäftigen sich mit der Vergangenheit und haben das Ziel, die Schuldfrage zu klären.
  • Am Ende gibt es einen Gewinner und einen Verlierer.

 

Merkmale einer Mediation:

  • Sie ist informal und flexibel: Ihre Abläufe und ihre Form werden auf die spezifischen Bedürfnisse des jeweiligen Konfliktes ausgerichtet.
  • Entscheidungen liegen in der Hand der Teilnehmer, auf der Grundlage von Einigungen und gemeinsamen Abmachungen.
  • Sie beschäftigt sich mit der Zukunft und hat das Ziel, den Konflikt und dessen Ursachen zur Zufriedenheit aller Beteiligten zu lösen.
  • Am Ende gibt es eine Kompromisslösung, bei der keine Seite verliert.

 

Zielsetzung und Grundsätze von Mediation

Mediation wird eingesetzt, um Streitfälle nachhaltig beizulegen und um einen für beide Seiten akzeptablen Kompromiss zu finden. Dies erfordert zunächst den ausdrücklichen Willen der Streitparteien, sich auf einen Prozess einzulassen, an dessen Ende nicht alle ihrer Forderungen erfüllt sein werden. Sie müssen sich einsichtig zeigen, dass eine einvernehmliche Lösung nur möglich ist, wenn sie bereit sind, auf einander zuzugehen. Folgende Grundsätze sollen dies unterstreichen:

    • Selbstverpflichtung der Teilnehmer:
      Die Teilnahme ist freiwillig. Bevor die Mediation beginnt, bejahen die Teilnehmer ausdrücklich, dass sie ihren Teil dazu beitragen möchten, eine gemeinsame Lösung zu erzielen.
    • Elastizität des Ablaufs:
      Jede Mediation hat einen vordefinierten Ablaufplan (siehe Teil 2 dieses Artikelpaares). Änderungen und Ergänzungen sind aber ausdrücklich erlaubt. Faustregel: Alles, was alle Parteien als zielführend empfinden, ist als Bereicherung des Prozesses willkommen.
    • Entscheidungshoheit der Teilnehmer:
      Dies ist der wichtigste Grundsatz der Mediation. Die Konfliktparteien müssen die Lösung miteinander erarbeiten und beschließen. Die Rolle des Mediators beschränkt sich auf die Moderation und Begleitung dieses Vorgangs – was uns zum letzten Grundsatz bringt:
    • Der omniparteiische Mediator:
      Diesen Begriff sehen Sie hier vielleicht zum ersten Mal. Er bedeutet, dass der Mediator alle Seiten gleichermaßen unterstützt und bei der Entscheidungsfindung fördert – anstatt wie ein unparteiischer Schiedsrichter nur auf die Regeleinhaltung zu achten und sich ansonsten passiv zu verhalten.

 

Kurz gesagt:

Eine Mediation ist ein Schlichtungsprozess, der von einem Mediator moderiert und unterstützt wird, ohne dass dieser bei der Lösungsfindung und den Beschlüssen der Konfliktparteien mitwirkt.

Soweit die Theorie. In der praktischen Umsetzung gibt es noch einige weitere Dinge zu beachten – und es gibt einzelne Ablaufstadien, die aufeinander aufbauen. Mehr dazu erfahren Sie im zweiten und letzten Teil zum Thema Mediation.

 

Mehr zum Thema Konfliktbewältigung und Mediation in Unternehmen finden Sie in Susanne Schulers eBook Intercultural mediation at work.

Intercultural mediation at work

 

Noch mehr interessante Blog-Artikel:

 
[bookboon-recommendations id=“5a72ddd6-4dbe-4e46-8a26-9fe900e5c28d“ title=“ Diese Bücher könnten Sie ebenfalls interessieren:“]