Sind Sie BWLer? Was Sie über die Betriebliche Planung wissen müssen!
Egal, ob Sie Ihr BWL-Studium bereits abgeschlossen haben oder noch daran arbeiten – das nötige Wissen rund um die betriebliche Planung ist Voraussetzung für eine Karriere in dieser Fachrichtung. Haben Sie Interesse daran, Ihr Wissen diesbezüglich aufzufrischen? In diesem Artikel finden Sie fünf Fragen und Antworten zur Betrieblichen Planung – zusammengestellt vom Business-Consultant Michael Jahr.
Der Traum vom Manager
Die Wirtschaftswissenschaften und im Speziellen die BWL gehören zu den beliebtesten Studienfächern weltweit. Das ist auch gut begründet, denn Absolventen dieser Fachrichtungen nehmen überdurchschnittlich oft lukrative Positionen in der Wirtschaft ein, die mit hohen Einkommen und Ansehen verbunden sind. Wer ein BWL Studium beginnt, träumt davon später einmal Manager zu werden, d. h. unternehmerische Entscheidungen zu treffen, zu organisieren und koordinieren.
Die Aufgabe des Managers ist es, Pläne zu erstellen und deren Durchführung sicherzustellen. Das Ganze sollte dann noch mithilfe einer aufwendigen Präsentation wirksam vermittelt werden. Doch was bedeutet es, einen Plan zu erstellen? Was bedeutet es definitiv nicht? Nachfolgend soll auf diese und ähnliche Fragen kurz eingegangen werden.
Wieso überhaupt betrieblich planen?
Die Frage, wieso man sich überhaupt die Mühe machen sollte, einen Plan für die Lösung von bestimmten betrieblichen Problemen zu erstellen, erscheint im ersten Moment als einfach zu beantworten. Ein Plan beinhaltet Arbeitsanweisungen, die man in einer sinnvollen Abfolge erledigen sollte, damit schließlich ein gewünschtes Ergebnis dabei herauskommt. So weit, so gut.
Die intuitive Herangehensweise wäre nun, sich hinzusetzen, ein weißes Blatt Papier zu nehmen und sich eine plausible Abfolge auf Wochen- oder Tagesbasis zu überlegen. Anschließend bereitet man seine Lösung mit Excel oder Powerpoint ansprechend auf und hat seinen Plan. Dennoch schlagen die auf diese Art und Weise erstellten Pläne, trotz vorhandenem Erfahrungswissen, regelmäßig fehl. Es zeigt sich also, dass Planung nicht alleine mit Erfahrung und/oder Plausibilität erfolgreich gestaltet werden kann. Vielmehr bedarf es entsprechender Planungsmethoden für spezielle betriebliche Problemstellungen.
Was versteht der BWLer von betrieblicher Planung?
In Industriebetrieben, die Sachgüter produzieren, wird naturgemäß überwiegend technisches und weniger kaufmännisches Wissen benötigt. Es gibt in diesen Betrieben daher häufig eine Trennung zwischen traditionellen kaufmännischen Aufgaben in der Buchhaltung, der Verwaltung oder dem Marketing etc. sowie der Technik. Hier werden Planungsaufgaben dann meist von Ingenieuren und Handwerksmeistern übernommen.
Die Vorstellung, dass ein BWLer Produktionspläne aufstellen kann, ist nicht sehr verbreitet. Doch gerade hier kommen die Stärken des Ökonomen zum Tragen. Als Kaufmann verfolgt man das Ziel, nur die Produkte herzustellen, die man auch gewinnbringend verkaufen kann. Daher bewegt sich der Ökonom in Dimensionen wie Kosten und Erlösen. Die Ausbalancierung der technischen Tätigkeiten mit den einhergehenden Kosten und gewünschten Margen stellt im Idealfall die Kernkompetenz des Managers dar. Genau dieses Ziel steht im Fokus der betrieblichen Planung durch Kaufleute, um dadurch die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu gewährleisten.
Was soll geplant werden?
Ein Unternehmen sollte immer bestrebt sein, seinen Kunden die gewünschten Produkte in der bestellten Menge und zum vereinbarten Lieferzeitpunkt bereitzustellen. Diese einfach klingende Anforderung ist eine der zentralen Herausforderungen im betrieblichen Alltag.
Um Güter herzustellen, müssen Materialien beschafft werden, die termingerecht eintreffen müssen, damit produziert werden kann. Zusätzlich müssen Eingangs-, Zwischen- und Endlager koordiniert werden. Weiterhin müssen die Produktionsprozesse in der vorgesehenen Abfolge durchgeführt werden. Schließlich müssen die fertigen Produkte zu den Kunden transportiert werden.
Dies alles muss so aufeinander abgestimmt werden, dass im Unternehmen die Termine eingehalten werden können und zudem gewinnbringend gearbeitet werden kann. Daher muss die Planung die Materialströme im und außerhalb des Unternehmens koordinieren, um die verschiedenen Prozesse kosteneffizient durchzuführen.
Mit welchen Methoden soll geplant werden?
Wie bereits festgestellt, genügt es nicht, sich auf seine (langjährige) Erfahrung oder seine Intuition zu verlassen. Je komplexer ein Planungsproblem ist, desto weniger ist der Mensch in der Lage eine optimale Lösung durch Überlegung zu finden. Er braucht daher Unterstützung durch Planungsmethoden, die ihm optimale quantitative Pläne bereitstellen. Diese nutzen einfache und komplexere mathematische Verfahren, mit deren Hilfe man die vielfältigen Einflussfaktoren und Zielsetzungen in Einklang bringen kann. So ist es wichtig, sich mit der notwendigen Mathematik auseinanderzusetzen und deren Funktionsweise zu verstehen.
Wieso sind Excel und Powerpoint nicht genug?
Tabellenkalkulationen und Präsentationen sind gern genommene Anwendungen zur Anfertigung betrieblicher Aufstellungen und Pläne. Sie werden von jedem verstanden und können anwenderfreundlich genutzt werden. Leider können hiermit keine machbaren Pläne erzeugt werden. Die Folge, Liefertermine werden überschritten und die Kosten explodieren.
Alternativ gibt es ERP-Systeme, die Module zur Planung anbieten. Allerdings sind die dahinter liegenden Algorithmen meist trivial und vernachlässigen wichtige Einflussfaktoren wie z. B. Kapazitäten und Erzeugniszusammenhänge. Mittlerweile gibt es jedoch zahlreiche mathematische Planungsverfahren, mit denen beliebige Planungsprobleme realitätsgetreu erfasst und gelöst werden können.
Dafür ist es jedoch wichtig, sich mit den Methoden und den jeweiligen Eigenschaften dieser Verfahren zu beschäftigen. Nicht selten können bessere Lösungen für spezielle Problemstellungen gefunden werden, die ein ERP-System nicht leisten kann und dass zu einem Bruchteil der Anschaffungskosten.
Zu guter Letzt darf‘s dann doch ein wenig Powerpoint sein…
Wer sich mit den quantitativen Verfahren zur Ermittlung von Plänen beschäftigt, wird in die Lage versetzt, realen Problemstellungen verlässlich und effektiv begegnen zu können. Dann spricht auch nichts dagegen, die gewonnenen Erkenntnisse ansprechend darzustellen.
Der Autor und Dipl.-Volksw. Michael Jahr hat an der Universität zu Köln Supply Chain Management sowie Produktion und Logistik studiert. Anschließend arbeitete Jahr als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für ABWL sowie Unternehmensgründung und -nachfolge der Universität Greifswald, wo er derzeit ein Promotionsprojekt zur quantitativen taktischen Supply Chain Planung abschließt. Seit 2007 ist er als Business-Consultant u. a. im Bereich SCM tätig (www.beratung-jahr.de).
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